Zum Inhalt springen
girl wearing a hijab looking straight at us
  • *Ein Mädchen in Afghanistan*
  • Titel: „Die Sonne im Gesicht“
  • Originaltitel: „The Breadwinner“
  • Reihe: Afghanistan-Trilogie
  • Autorin: Deborah Ellis
  • Verlag: cbj
  • Erscheinungsjahr: 2001
  • Aktueller Preis: 9 Euro
  • Empfohlen: ab 11 Jahren
  • Bewertung: 4/5 🐼

*Anzeige: Amazon Affiliate Link: Mit dem Kauf über den Link unterstützt ihr diesen Blog, für euch wird es dadurch keinen einzigen Cent teurer, aber ich wäre euch super dankbar dafür. 🙂

„Parvana war müde. Sie wollte in der Schule sitzen und sich in einer Geografiestunde langweilen. Sie wollte mit ihren Freundinnen über Hausübungen schimpfen und über Spiele reden, und darüber, was sie in den Ferien vorhatten. Sie wollte nichts mehr wissen von Tod und Blut und Leid.“ (Seite 95)

Eine Triggerwarnung vorab: Das Buch sollte man nur lesen, wenn einen das Thema Gewalt in verschiedenen (brutalen) Formen psychisch nicht zu sehr belastet.

Die 11-jährige Parvana lebt mit ihren Eltern und drei Geschwistern in einer kleinen 1-Raum-Wohnung (ohne fließendes Wasser) in Kabul. Früher ging es der Familie einmal richtig gut, sie war reich und angesehen (schönes Haus, gute Jobs, sehr gute Bildung), doch der Krieg hat ihr all das genommen. Der Vater, ein Geschichtslehrer, der in England studiert hat, hat bei einem Bombenangriff einen Fuß verloren und kann seitdem nur noch mit (Parvanas) Hilfe gehen.

Die Mutter, eine Journalistin, darf seit der Machtübernahme durch die Taliban nicht mehr arbeiten und verbringt den Alltag zusammen mit Parvanas Geschwistern in der kleinen dunklen Wohnung, da Frauen nur noch in in eine Burka gehüllt und in Begleitung eines Mannes oder mit dessen schriftlicher Erlaubnis nach draußen dürfen. Paravanas Vater möchte eigentlich, dass die Mutter die Wohnung regelmäßig verlässt und sich anschaut, wie das Kabuler Leben sich verändert hat und um die Veränderungen journalistisch festzuhalten, doch die Mutter ist dagegen. Parvanas Vater geht jeden Tag mit Parvanas Hilfe zum Markt, wo er Sachen verkauft, die die Familie entbehren kann und den Menschen, die nicht lesen und schreiben können, Briefe vorliest, diese für sie beantwortet…Diese Arbeit ist die einzige Einnahmequelle für di Familie, die nur für das Allernotwendigste (Miete, Naan-Brot, Tee, Reis) reicht.

Eines Abends geschieht etwas Furchtbares: Taliban dringen in die Wohnung ein, nehmen Parvanas Vater gefangen und schlagen Paravana und die Mutter, die versuchen sich den Taliban entgegenzustellen. Die Mutter steht daraufhin tagelang nicht mehr auf und Parvana und ihre ältere Schwester Nooria sind plötzlich alleine für die kleinen Geschwister und die Versorgung der Familie zuständig. Da nun kein Mann mehr in der Familie ist, der Parvana oder ihre Schwester nach draußen begleiten kann, muss eine gute Lösung her: Parvana soll sich mit den Sachen ihres verstorbenen Bruders als Junge verkleiden und so die Arbeit des Vaters auf dem Markt fortführen. Ein riskanter Plan…Ob dieser gelingt und wie es für Paravanas Familie weitergeht, müsst ihr natürlich selber lesen.

Oha, diese 120 Seiten haben es wirklich in sich! Das ist eine Geschichte, die unter die Haut geht und die ich so schnell sicherlich nicht vergessen werde. Bedrückend an den Schilderungen ist, dass es den Menschen in Afghanistan damals wirklich so ging und es seit ein paar Jahren leider wieder genauso ist…

Besonders erschreckend war zu lesen, dass aufgrund der Anordnungen der Taliban alle Fenster in Häusern, in denen Frauen wohnen, schwarz gestrichen werden mussten (da die Wohnung von Parvanas Familie nur über ein winziges Fenster verfügte, hat der Vater sich dem Gesetz allerdings widersetzt), dass die Mädchen keine Schule besuchen dürfen, Kinder Geld für die Familie mit dem Ausgraben von Knochen auf Friedhöfen verdienen, dass man Frauen beim Gehen nicht hören darf, die Taliban jede Art von Musik hassen, weshalb jeder, der welche macht (und sei es mit den Füßen) mit schlimmen Strafen rechnen muss…Diese Schilderungen machen einem beim Lesen ganz schön zu schaffen und man wird dankbar dafür, wie gut es einem selber geht und gleichzeitig wütend auf die Machthaber, die vor allem den Frauen ein so unmenschliches Leben zumuten.


Gut gefallen hat mir, dass bei all den Schrecken aber auch eine Szene in dem Buch enthalten war, die gezeigt hat, dass auch die Taliban Menschen mit Gefühlen sind, was in keinster Weise irgendwas von dem Grauen, das sie den Menschen antun, kleinreden soll.

 
In der Geschichte findet man sehr starke Charaktere, die einem die Hoffnung geben, dass es immer mutige Menschen, die sich für das Richtige einsetzen, geben wird, egal, wie schlimm die Zustände sind.


Parvana ist ein sehr mutiges Mädchen. Natürlich steckt sie auf der einen Seite voller Ängste (wie könnte es unter den Bedingungen auch anders sein?), aber auf der anderen Seite ist sie sehr mutig. Diesen Mut zieht sie aus einer ihrer vom Vater immer wieder erzählten Lieblingsgeschichten rund um die junge Malali (Malalai), eine afghanische Volksheldin. So bezwingt Parvana beängstigende Situationen, in dem sie sich sagt:“ Ich bin Malali“ und daraus Kraft zum Handeln zieht.


Ein anderer starker Charakter ist Mrs Weera, eine tatkräftige Frau, die zusammen mit Parvanas Mutter in einer afghanischen Frauenorganisation war und die im Laufe der Geschichte zusammen mit ihrem kleinen Enkelkind bei Parvanas Familie einzieht und diese kräftig unterstützt. Ihr ist es auch zu verdanken, dass Parvanas Mutter aus der Lethargie, in die sie nach der Verhaftung ihres Mannes verfällt, abschütteln und mit neuer Kraft das Leben in die Hand nehmen kann.
Es gäbe noch viel zu dem Buch sagen, aber ich glaube, dass der Text schon lang genug ist. 😅

Ich möchte auf jeden Fall die weiteren Bände lesen um zu erfahren, wie es mit Parvanas Familie und den anderen Charakteren weitergeht.

Eine Empfehlung für alle, die etwas über das sehr schwierige Leben in einem anderen Land erfahren wollen.

guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments

Mehr Young Adult

0
Wie findet ihr das Buch? Schreibt es in die Kommentare.x
()
x